(Scheinbare) Harmonie – Ich will mich nicht streiten

7. Sep 2018Allgemein

Auseinandersetzungen können ganz schön anstrengend und aufwühlend sein. Grund für Auseinandersetzungen gibt es beruflich und privat reichlich. Es geht um Themen wie: Ich bekomme nicht das, was ich brauche. Der andere bekommt mehr als ich. Der andere ist anders. Ich werde kritisiert. Ich werde nicht gesehen. Meine Vorschläge werden abgelehnt. Nicht immer hat man Zeit und Nerven sich dann darüber zu streiten. Manche wollen es auch harmonisch halten, keine schlechte Stimmung verbreiten oder gar einen Streit anzetteln. „Ich will mich nicht streiten“, ist dann ein Satz, mit dem jeder aufkommende Streit schnell unter den berühmten Teppich gekehrt wird. Ja klar, dann hat man es ja auch wieder nett miteinander, alles bleibt wie es ist und war ja auch nicht wirklich wichtig.

Wer unter den Teppich kehrt

Harmonie ist ein wirklich erstrebenswerter Zustand, sofern dieser Zustand nicht zwanghaft herbeigeführt bzw. aufrechterhalten werden soll. Manche Menschen wissen auch gar nicht so genau, wie sie ‚Kleinigkeiten‘, die sie stören, ansprechen können, ohne gleich einen großen Streit loszutreten. Sie haben Angst vor dem, was am Ende dabei herauskommt. Etwas Unbekanntes und Unsicheres, das möglicherweise anders ist als vorher. Klar, dann lässt man doch lieber alles so wie es ist – und sagt besser nichts.

Nur, wenn man nichts sagt und die ‚Kleinigkeiten‘ nicht frühzeitig benennt, dann kann es passieren, dass all das mit einem großen Knall an die Oberfläche kommt, was man über die Zeit hinweg unter den Teppich gekehrt hat. Aus einer ‚Kleinigkeit‘ wird der berühmte Elefant und alle wundern sich, wie es in aller Welt so plötzlich dazu kommen konnte. Es war doch immer so harmonisch. Es war scheinbar harmonisch, weil nie etwas gesagt wurde.

„Kleinigkeiten“ frühzeitig ansprechen

Wenn Sie jedoch ein ehrliches Interesse haben, es nicht zu einem Knall kommen zu lassen, dann sollten sie nichts unter den Teppich kehren und die ‚Kleinigkeiten‘ ansprechen. Benennen Sie frühzeitig, was sie sich von dem anderen wünschen. Möglicherweise ist es gar nicht so schwierig, das für Sie Störende zu verändern. Vielleicht ist der andere sogar erleichtert, wenn sie ihm sagen, was sie von ihm brauchen. Möglicherweise gibt es Lösungen, an die Sie bisher nicht gedacht haben. Vielleicht muss die andere Seite ja nur wissen, was Sie von ihr wollen. Deswegen fragen Sie sich bitte, was ist es genau, was Sie stört? Und was genau können und wollen Sie selbst dazu beitragen, dass es nicht mehr so ist – und das es nicht mehr unter den Teppich gekehrt wird. Denn von dort kommt es ganz bestimmt irgendwann wieder hervor. Birgt nicht auch die Vorstellung viel mehr Harmonie in sich, gemeinsam das Miteinander zu gestalten – und möglicherweise im Gespräch über die ‚Kleinigkeit‘ ganz neue Wege zu entdecken?!

Die bewusste Auseinandersetzung darüber, wie Sie in Konflikten miteinander umgehen und welche Gefühle sie beim anderen dadurch auslösen, ist ein wichtiger Beitrag zur Konfliktlösung. Je älter ihre Kinder sind, desto besser können sie auch diese einbeziehen.

Dr. Bettina Janssen
(Rechtsanwältin, Mediatorin (DAA), Supervisorin (DGSv), Coach (ECA))

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Eine konstruktive Möglichkeit ein unangenehmes Gespräch zu gestalten, ist die Methode der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg (1934-2015). Rosenberg war ein US-amerikanischer Psychologe und international tätiger Mediator. Er war Gründer des gemeinnützigen Center for Non-violent Communication.

Gewaltfreie Kommunikation erfolgt danach in vier Schritten:

  1. Beobachtung: Sie beobachten, was geschieht und beschreiben dies, ohne zu bewerten und zu beurteilen.
  2. Gefühl: Sie drücken aus, was Sie fühlen, wenn Sie dies beobachten.
  3. Bedürfnis: Sie sagen, welche Bedürfnisse hinter diesen Gefühlen stehen.
  4. Bitte: Sie drücken das, was Sie von anderen wollen und was diese tun können, als Bitte aus.

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